Vorbereitende Untersuchungen

Nach der erfolgreichen Sanierung des Povel-Geländes an der Vechteaue stand die Stadt Nordhorn mit Beendigung der Produktion in der Textilfabrik NINO im Jahr 1996 erneut vor der Aufgabe, die städtebauliche Entwicklung für ein bedeutendes innerstädtisches Gelände neu zu steuern.

Das ca. 20 ha große NINO-Areal innerhalb umgebender Wohnquartiere stellt neben dem ehemaligen Rawe-Gelände ein Schlüsselprojekt für Nordhorn dar.

Durch die industrielle Produktion sind Altlasten verblieben, die es erforderlich machen, eine Gefährdung für die Umgebung zu verhindern und das Gelände für eine Nachfolgenutzung vorzubereiten.

Die Problematik hat einen solch großen Umfang, dass ein Eingreifen der Stadt notwendig erschien. Eine Lösung auf privatwirtschaftlichem Wege - vor allem vor dem Hintergrund der Dringlichkeit der Altlastensanierung - war nicht in Sicht.

Der Rat der Stadt Nordhorn hat daher am 29.1.1998 beschlossen, für dieses Areal vorbereitende Untersuchungen gem. § 141 BauGB durchzuführen, um Beurteilungsunterlagen zur Sanierungsfähigkeit und -notwendigkeit zu gewinnen. Die Veröffentlichung des Beschlusses in der örtlichen Presse fand am 25.8.1999 statt.

Die Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchungen waren Grundlage für den Beschluss zur förmlichen Festlegung des Sanierungsgebietes und Aufnahme in das Städtebauförderprogramm. Des Weiteren dokumentierte sie den Ausgangszustand und stellte erste Konzepte zur Sanierung und deren Umsetzung dar.

Bestandsermittlung:

Das nach dem Konkurs der NINO AG funktionslos gewordene Areal blockiert die Entwicklung zwischen Frensdorfer Ring und Nordhorn-Almelo-Kanal. Absolute Priorität in der Zielsetzung hat die Aufgabe, die Gefährdungspotenziale der belasteten Böden und des Grundwassers zu beseitigen. Langfristiges Ziel der städtebaulichen Planung ist die Integration eines der größten innerstädtischen Gewerbe- und Industrieflächen in die Entwicklung der Stadt Nordhorn.

Kerngelände NINO (nördlich Zeppelinstraße)

Bei Einstellung der Produktion Ende 1996 wurde das NINO-Areal durch eine nahezu flächendeckende Bebauung mit ein- bis zweigeschossigen Werkhallen geprägt.

Das gesamte Areal machte zur umgebenden Bebauung einen völlig unzugänglichen Eindruck. Zum Umfeld hin zeigten sich ca. 5 m hohe fensterlose Außenmauern der Werkhallen. Zufahrten auf das ehem. Werksgelände bestanden von der Prollstraße, von der Turmstraße und von der Zeppelin-straße aus.

Die Baubestandskarte von 1994-1997 zeigt die, für die Produktionsabläufe einer Textilfabrik notwendigen Nutzungen, innerhalb der einzelnen Gebäude auf dem gesamten Werksgelände. Sie zeigt darüber hinaus, in welcher zeitlichen Phase bestimmte Produktionseinheiten entstanden sind. Dieser nahezu flächendeckend überbaute Gebäudebestand kann in zahlreiche Nutzungseinheiten untergliedert werden, die durch die von Norden an der Prollstraße beginnende bis nach Süden an der Zeppelinstraße endende interne Werksstraße in zwei Hälften unterteilt wird.

Auf der östlichen Seite befanden sich die Spinnerei mit Spulerei und Zwirnerei. Über den westlichen Gebäudekomplex erstrecken sich die ehemaligen Werkshallen der Vorbehandlung, Schlichterei, Färberei, Appretur, Schlosserei, Tischlerei, Elektrowerkstatt, Fertigwarenlager und sonstige Lager. Die Fläche des Hauptwerkes bis zur Zeppelinstraße beträgt 11,4 ha.

Der viergeschossige Verwaltungsbau an der Prollstraße bildet mit den angrenzenden Ballen- und Rohgewebelagern eine repräsentative Eingangssituation und prägt das nördliche Umfeld des Werkes zum Frensdorfer Ring hin. Dort sind heute Dienstleistungsbüros (Architekt, Software-Entwickler, etc.) untergebracht.

Das Rohgewebelager wurde mittlerweile für die VHS umgebaut.

Weithin sichtbar ist auch das Turmgebäude (Spinnereihochbau), dass sich etwa sechs- bis siebengeschossig aus der umgebenden Bebauung hervorhebt. Es ist noch zu klären, ob dieses Industriedenkmal erhalten werden kann.

Ansonsten besitzt der größte Teil der Werksbebauung keine besondere architektonische oder städtebauliche Qualität und steht den Sanierungszielen, hier vorrangig ein Quartier zu entwickeln, in dem sowohl Wohnnutzung, als auch gemischte Nutzungen möglich sind, entgegen. Die Werkshallen im Wesentlichen sollen daher abgerissen werden.

Südliches Sanierungsgebiet (südlich Zeppelinstraße)

Südlich der Zeppelinstraße, die das Werksgelände im unteren Drittel quert, sind heute der Malteser Hilfsdienst, das Wasserwerk "Turmstraße" der Nordhorner Versorgungsbetriebe, ein Transport- und Containerdienst sowie ein türkischer Kulturverein angesiedelt. Am Nordhorn-Almelo-Kanal ragt ein ehemaliges Hafenbecken (Klukkerthafen) in das Areal hinein.

Nutzungskonflikte ergeben sich aus der Lärmbelastung durch den Containerdienst beim Abladen sowie der LKW-Anlieferung, die die umgebenden Wohngebiete beeinträchtigen. Ebenfalls gehen von den Wasseraufbereitungsanlagen der NVB nicht unerhebliche Lärmemissionen aus.

Randbereiche

Aus stadtgestalterischer Sicht sind drei Bereiche im öffentlichen Raum außerhalb des eigentlichen NINO-Geländes von besonderer Bedeutung, bei denen eine Neugestaltung zur Steigerung der Attraktivität und Verbesserung des Umfeldes im unmittelbaren Verflechtungsbereich mit dem NINO-Gelände erforderlich ist.

Eingangsbereich Prollstraße

Es handelt sich zum einen um den Eingangsbereich zum NINO-Gelände an der Prollstraße. Zurzeit ein gestaltloser Parkplatz, der im Norden und Osten von eingeschossiger Wohnbebauung umgeben ist.

Getränkemarkt

Einen weiteren wenig strukturierten Bereich stellt der Parkplatz des Getränkemarktes südlich des Frensdorfer Ringes dar. Zusammen mit dem Parkplatz an der Prollstraße verstärkt sich die insgesamt negative Wirkung durch den diffusen, kaum gefassten Stadtraum, der in keiner Weise mit der repräsentativen Fassade des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der NINO-AG korrespondiert.

Marktplatz

Der weiter südöstlich direkt an das östliche Außenmauerwerk des NINO-Areals angrenzender Marktplatz präsentiert sich ebenfalls in einem gestalterisch und funktional wenig ansprechenden Zustand, der in dieser Form keine Aufenthalts- und Nutzungsqualität für die Bewohner des Wohnquartiers bietet. Durch die oben beschriebene Verzahnung des Gebietes durch Straßen, Wege und öffentliche Räume könnte dieser Platz ein Anknüpfungspunkt sein, um gestalterisch und funktional zwischen dem bestehenden Quartier und dem neu zu entwickelnden NINO-Gebiet zu vermitteln.

Die Grundstücke des NINO-Werkes stehen überwiegend in der Verfügung der NINO SEG mbh. Der Anteil privater Eigentümer im engeren Untersuchungsgebiet ist relativ gering. Er konzentriert sich vor allem auf den südlich der Zeppelinstraße liegenden Bereich. Die Nordhorner Versorgungsbetriebe verfügen ebenfalls über einen beträchtlichen Flächenanteil (20.488qm).

Sanierungsziele
 
Das funktionslos gewordene Areal blockiert die städtebauliche Entwicklung zwischen Frensdorfer Ring und Nordhorn-Almelo-Kanal. Absolute Priorität in der Zielsetzung hat die Aufgabe, die Gefährdungspotentiale der belasteten Böden und des Grundwassers zu beseitigen. Das heißt konkret, dass

  • die Belastungen im oberen Grundwasserleiter abgebaut werden müssen.
  • das Gefährdungspotential für das zweite Grundwasserstockwerk reduziert, möglichst beseitigt werden muss.
  • die Schadstoffquellen im Bereich unterhalb der Schmutzwasserkanalisation beseitigt werden müssen,
  • der belastete Oberboden für eine Nachfolgenutzung, die auch das Wohnen auf der Fläche ermöglichen soll, ausgetauscht bzw. saniert werden muss.

Da weder das gesamte Ausmaß der Verschmutzungen noch der tatsächliche Erfolg der Dekontamination exakt vorhersehbar ist, muss das Sanierungskonzept flexibel auf den Stand der Altlastenbeseitigung reagieren können. Die Sanierungsplanung sollte schrittweise nach Stand der Altlastensanierung konkretisiert werden, sowie im Gegenzug die Säuberung der Böden auf das nutzungsbezogene Maß beschränkt werden.

In aufeinander abgestimmten Maßnahmen sollte es in einer ersten Phase möglich sein:

  • zunächst eine Weitervermietung von Lagerflächen, die kurzfristig kündbar sind, zu verfolgen.
  • wenig belastete Bereiche, wie z.B. das Spinnereihochhaus zügig einer Neunutzung zuzuführen.
  • mit dem Umbau und der Sanierung der repräsentativen Gebäude auch als Signalwirkung einer Erneuerung zu beginnen.

Langfristige Ziele der städtebaulichen Planung sind in der Integration einer der größten innerstädtischen Brachfläche in die Entwicklung der Stadt Nordhorn unter Beachtung der unmittelbaren verflechtung des Gebietes mit den umgebenden Wohnstandorten, in der Reaktivierung brachgefallener Flächen bei gleichzeitiger Minimierung des Flächenverbrauchs im Außenbereich der Stadt und in der Bereitstellung von Wohnbauland und gemischt genutzten Flächen im Innenstadtbereich zu sehen.